Printed 02.06.2023 13:02 27-11-2017 Strahinja Bućan
Das Gelände des ehemaligen Roma-KZ gehört nun offiziell dem Staat. Wie
geht es jetzt aber weiter?
Weitere 90 Millionen Kronen (3,5 Millionen Euro) wird der Staat noch in den Abbruch der Mast investieren müssen, bevor mit dem Bau einer Gedenkstätte begonnen werden kann. Dies schätzte der Wirtschafts-Staatssekretär im Kulturministerium René Schreiber gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Der Gedenkort selbst dürfte dann noch weitere 20 Millionen Kronen (785.000 Euro) kosten. Schreiber sieht aber die Möglichkeit, dafür die sogenannten EWR-Fonds zu beanspruchen.
„Die Schweinemast wird nun nach und nach aufgelöst, es werden seit Oktober keine neuen Schweine mehr angeschafft. Bis zuletzt hatte der Betrieb noch 13.000 Tiere. Deren Zeit läuft nun langsam ab, und das letzte Schwein dürfte Ende Februar zur Schlachtung gebracht werden.“ Zur Erinnerung: Im südböhmischen Lety bestand zunächst ein Arbeitslager, die Zwangsarbeiter wurden vor allem auf den Ländereien der Familie Schwarzenberg eingesetzt. Die deutschen Besatzer machten daraus später ein sogenanntes „Zigeunerlager“. Zwischen 1940 und 1943 starben dort 327 tschechische Roma, über 500 weitere wurden nach Auschwitz verschleppt.
Nach dem Krieg geriet das Roma-KZ in Vergessenheit, in den 1970er Jahren entstand an der Stelle ein großer Schweinemastbetrieb. In den Fokus geriet das Lager erst in den 1990er Jahren durch die Arbeit des US-Autors und Roma-Aktivisten Paul Polansky. Er stieß in einem Archiv zufällig auf Dokumente zu dem KZ und machte sie publik. Seitdem stritt man in der Politik über einen Kauf des Betriebs, es fehlte jedoch stets der Wille. Laut dem Kulturministerium soll in Kürze ein architektonischer Wettbewerb für die Gedenkstätte ausgeschrieben werden. Dabei sollen auch die Nachkommen der Überlebenden aktiv eingebunden werden, wie die Leiterin des Brünner Museums für Roma-Kultur, Jana Horváthová, bestätigt. Sie hat den Kaufvertrag für die Schweinemast im Namen der Regierung unterzeichnet:
Deshalb sieht Horváthová das Kulturministerium auch weiterhin in der Pflicht: „Wir müssen uns in der Sache erst einmal einen Überblick verschaffen. Hoffentlich klappt dann alles auch mit Hilfe des Ministeriums und der eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe. Schon der Abriss der Farm wäre für das Museum der Roma-Kultur finanziell nicht zu stemmen.“ Copyright © Radio Praha, 1996 - 2003 |