Printed 25.06.2022 21:58 12-05-2010 Patrick Gschwend
In der Nacht zum 19. April 2009 verübten vier Rechtsextreme einen
Brandanschlag auf das Haus einer Roma-Familie im mährisch-schlesischen
Vítkov. Drei Personen wurden verletzt, ein zweijähriges Mädchen schwer.
Sie erlitt Verbrennungen an 80 Prozent ihres Körpers und kämpfte
monatelang mit dem Tod. Die tschechische Öffentlichkeit stand unter
Schock. Am Dienstag, mehr als ein Jahr nach der Tat, begann im Kreisgericht
von Ostrava / Ostrau der Prozess gegen die Täter.
Strengste Kontrollen am Eingang des Gerichtsgebäudes in Ostrava, der Verhandlungssaal selbst gesichert von schwer bewaffneten Polizeieinheiten: Die Sicherheitsvorkehrungen entsprechen der großen Aufmerksamkeit, die dem Brandanschlag und seinen Folgen in Tschechien gewidmet wird. Auch wenn Politologen eine grundsätzlich Roma-feindliche Stimmung in der Gesellschaft beklagen: der monatelange Todeskampf der zweijährigen Natalka ließ die Tschechen quer durch alle politischen Lager erschaudern. Der Fall eignet sich für die Rechtsextremen nicht, um sich als angebliche Beschützer der weißen Rasse in Szene zu setzen. Die Strategie der Verteidigung ist es daher, die Angeklagten als ahnungslose Einzeltäter darzustellen.
Den Angeklagten drohen 15 Jahre Haft für einen rassistisch motivierten Mordversuch. Möglich ist aber auch ein lebenslanger Freiheitsentzug. Dafür plädierte vor dem Gerichtssaal auch eines der Opfer, Pavel Kudrik. Er wurde bei dem Anschlag leicht verletzt. In erster Linie gehe es ihm aber um Gerechtigkeit für seine mittlerweile dreijährige Tochter:
Pavel Uhl, der Anwalt der Opfer fordert zudem eine Beteiligung der Attentäter an der medizinischen Behandlung Natálkas und eine Entschädigung in Millionenhöhe für das Mädchen, das ihr Leben lang entstellt und behindert sein wird. Mit einem Urteilsspruch ist jedoch frühestens Anfang Juli zu rechnen. Copyright © Radio Praha, 1996 - 2003 |