Täglicher Kampf ums Überleben: Tschechiens Filmpreis 2014 für
Sozialdrama „Cesta ven“
In Hollywood wurden am Wochenende die Oscars verliehen, in Prag wiederum
die Böhmischen Löwen. So heißt der wichtigste Filmpreis hierzulande. Von
32 Kinostreifen, die im Jahr 2014 uraufgeführt wurden, wurden letztlich
nur vier mit den begehrten Glasstatuen preisgekrönt.
Im Prager Konzerthaus Rudolfinum wurden am Samstagabend zum 22. Mal die
Preise der Tschechischen Film- und Fernsehakademie verliehen, sie heißen
„Český lev“ („Böhmischer Löwe“) und tragen die Form einer
Glasstaute. „Cesta ven“ – („The Way Out“, auf Deutsch „Der Weg
hinaus“ beziehungsweise „Der Ausweg“) heißt der Film von Regisseur
Petr Václav, der den Gala-Abend dominierte. Er erhielt sieben gläserne
Löwenplastiken von insgesamt 15 Kategorien. Das Sozialdrama ist ein
Bericht über das Leben der Roma in Tschechien. Petr Václav selbst erhielt
die Preise für Drehbuch und Regie. Er habe die Situationen und Konflikte
für den Film nicht erfunden. Es habe gereicht, einige Monate mit Roma zu
leben, sagte der Regisseur nach der Preisverleihung:
„Ich war in den neu entstandenen Ghettos. Eigentlich war ich zunächst
als Soziologe dort tätig. Danach habe ich meine soziologische Forschung in
ein Drehbuch umgesetzt und eine Geschichte erzählt, die die komplizierte
Lage von Roma in der heutigen Zeit schildert.“
Die von Václav entdeckte Hauptdarstellerin erhielt den Preis in der
Kategorie weibliche Hauptrolle. Für die junge Verkäuferin Klaudie Dudová
handelte es sich um ihre erste Dreharbeit, trotzdem hat sie bei der
Preisvergabe renommierte Filmschauspielerinnen ausgestochen. Dudová
bestätigte die Worte des Regisseurs von der Wahrhaftigkeit des Films
„Cesta ven“:
„Roma leben heute so, wie es im Film dargestellt wird. Wenn sich einer
von ihnen den Film anschaut, wird er sich sagen müssen, dass er so etwas
schon erlebt habe. Es ist keine Erfindung, sondern ein wahres Bild der
heutigen Zeit.“
Platz zwei teilten sich mit jeweils drei Löwen die Komödie „Díra u
Hanušovic“ („Nowhere in Moravia“) und das Filmmärchen „Tři
bratři“ („Drei Brüder“). Im Falle der Komödie, die an einem
unbekannten Ort in Mähren spielt, wurden die Schauspielerleistungen
ausgezeichnet. Beim Filmmärchen wurden das Bühnenbild, die Kostüme und
die Masken prämiert.
Als eigentlicher Favorit im Rennen um die böhmischen Löwen hatte „Fair
Play“ gegolten, es ist ein Streifen der Regisseurin Andrea Sedláčková
über das Staatsdoping im Sport vor 1989. „Fair Play“ war der
tschechische Oscar-Kandidat gewesen, und für den Böhmischen Löwen
erhielt er Nominierungen in allen 15 Kategorien. Letztlich ging er aber in
allen Kategorien leer aus und gewann nur einen Preis der Filmfans.
Der beste Dokumentarfilm des Jahres ist das Filmporträt von Olga
Havlová, der ersten Ehefrau von Ex-Präsident Václav Havel. Es wurde
unter dem Namen „Olga“ von Miroslav Janek gedreht.
Zudem wurde die Filmdokumentaristin Drahomíra Vihanová für ihr
Lebenswerk ausgezeichnet. Sie debütierte 1969 mit dem Spielfilm „Zabitá
neděle“ („Ein verlorener Sonntag“), der jedoch sofort verboten und
erst zwanzig Jahre später uraufgeführt wurde. Die Regisseurin widmete
sich daraufhin dem Dokumentarfilm.
Für Schlagzeilen sorgte die angebliche Teilnahme des Hollywoodstars Jim
Carrey bei der Preisverleihung. Sein Auftritt rief Zweifel hervor, die aber
von den Veranstaltern zurückgewiesen wurden. Sie bestätigten wiederholt,
auf dem Podium sei tatsächlich der Komiker gestanden. Am Sonntagabend
entschuldigten sie sich in einer offiziellen Erklärung und räumten ein,
Opfer eines Betrugs geworden zu sein.
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