Ehemaliges Roma-KZ Lety: Grünes Licht für Aufkauf des Mastbetriebs
Der Fall ist inzwischen zum „Evergreen“ des politischen Diskurses in
Tschechien geworden: In Lety bei Písek steht eine Schweinemast. Genau an
diesem Ort befand sich während der NS-Besatzung jedoch ein KZ für Roma.
Der Staat könnte den Betrieb nun tatsächlich bald aufkaufen, denn der
Eigner der Farm hat am Dienstag grünes Licht für den Verkauf geben.
Um diese Entscheidung wurde lange gerungen: Die Aktionäre des
Agrarkonzerns AGPI haben auf ihrer Vollversammlung am Dienstag dem Verkauf
der Schweinefarm in Lety zugestimmt. Der Preis wurde nicht genannt. Das
Unternehmen ließ zudem eine Studie über die Kosten für einen möglichen
Neubau der Farm an anderer Stelle ausarbeiten. Jan Čech ist
Vizevorsitzende des Vorstands der Agrarfirma:
„Wir haben den Vertretern des Staats unsere Vorstellungen mitgeteilt.
Ich glaube, dass sie dabei sind, das Angebot nur noch zu präzisieren und
den Kauf dann abzuschließen.“
Der für die Angelegenheit zuständige Kulturminister Daniel Herman
(Christdemokraten) erklärte, er sehe kein Problem mehr auf der Seite der
Eigner des Mastbetriebs:
„Sie haben offen die Bereitschaft dazu gezeigt, das ganze Gelände dem
Staat zu verkaufen. Die Regierung verfügt über alle erforderlichen
Unterlagen und wird Ende August oder Anfang September eine Entscheidung
treffen. Nach der Zustimmung der Aktionäre steht einem Kaufvertrag nichts
mehr im Wege.“
Über den Preis wollte der Kulturminister nicht sprechen. Er wolle die
Interessen des Handelspartners nicht verletzen, dessen Entgegenkommen er
schätze, sagte Herman:
„Sämtliche Einzelheiten werden nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags
veröffentlicht. Ich kann jedoch bestätigen, dass es sich nicht um derart
hohe Geldsummen handelt, wie manche schon spekuliert haben.“
Roma-Aktivisten haben zuvor kritisiert, dass über einen Kaufpreis von
mehreren hundert Millionen Kronen für die Schweinemast in Lety spekuliert
wurde. Sie erinnerten daran, dass der vorherige Eigner den Betrieb für nur
3,5 Millionen Kronen (130.000 Euro) vom Bezirksamt gekauft hatte.
Der Kulturminister ist davon überzeugt, dass der Kauf der Anlage noch vor
den Wahlen zum Abgeordnetenhaus über die Bühne gehen wird.
„Die Verhandlungen werden seit Monaten geführt. Und wir sind voll im
Zeitplan. Das Kabinett wird sich nach der Sommerpause mit dem Geschäft
beschäftigen. Ich glaube, dass zu Beginn des Schuljahrs der Vertrag
geschlossen werden könnte.“
Am Ort, wo heute noch die Schweinemast steht, soll Daniel Herman zufolge
eine Gedenkstätte errichtet werden:
„Diese wird daran erinnern, dass hier ein Arbeits- und später das
sogenannte ,Zigeunerlager‘ stand. Bisher besteht nur am Ort der
Grabstätten ein Gedenkstein. Meiner Meinung nach wäre es logisch, wenn
das Museum für Roma-Kultur in Brünn künftig die Gedenkstätte betreuen
würde, natürlich auch in enger Zusammenarbeit mit dem Komitee für die
Entschädigung der Opfer des Roma-Holocausts. Denn viele der Mitglieder des
Komitees sind Nachkommen von Menschen, die im Lager in Lety eingesperrt
waren oder dort starben.“
Zwischen August 1942 und Mai 1943 waren insgesamt 1308 Roma im KZ Lety
eingesperrt, 327 von ihnen starben dort gestorben, mehr als 500 Roma wurden
von Lety nach Auschwitz verschleppt und in dem Vernichtungslager
umgebracht.
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