Nicht nur Musik – Festival Khamoro auch mit Literatur und bildender Kunst
Es gilt als das größte Festival von Roma weltweit. Das Khamoro in Prag
ist mittlerweile eine Institution. Am Montag wurde der 19. Jahrgang
gestartet, und dieser wartet auch mit einigen Neuheiten auf.
Wie jedes Jahr ist Musik ein wichtiger Teil von Khamoro. Mit dabei sind
auch zwei Jazzbands. So das Trio des Gitarristen Nitcho Reinhardt aus
Frankreich, das am Dienstag im Jazz Dock spielen wird. Aber auch
traditionelle Musik kommt nicht zu kurz, mit internationalen Stars wie
beispielsweise den Taraf de Haïdouks aus Rumänien oder Fuego y Fragua aus
Spanien. Doch Festivalsprecherin Soňa Kalejová betont gegenüber Radio
Prag:
„Khamoro dreht sich nicht nur um Musik. Wir bieten auch
Fachveranstaltungen an, Ausstellungen oder Theater zum Beispiel. Aus vielen
Bereichen haben wir etwas, so dass jeder fündig werden kann.“
Erstmals überhaupt in den bisherigen 19 Jahren bildet Literatur von Roma
einen Schwerpunkt. Sabina Badžová vom Festival-Organisationsteam:
„Die Idee ist uns deswegen gekommen, weil Roma meist mit mündlicher
Überlieferung verbunden werden und nicht so sehr mit geschriebenen Werken.
Doch wir wollen die Besucher davon überzeugen, dass dies nur Stereotype
sind und es viele Schriftsteller unter den Roma gibt.“
Tatsächlich sind es von tschechischer Seite vor allem
Schriftstellerinnen, die am Mittwoch in der Prager Stadtbücherei lesen
werden. Zudem gibt es auch einen Workshop für angehende Autoren.
In die Zukunft gerichtet ist ein weiteres Projekt. So soll ein digitales
Archiv für Kunst der Sinti und Roma entstehen, das international
zugänglich ist. Doch es fehlt noch der organisatorische Rahmen.
„Bisher gibt es keine übergreifende Institution, die sich um das
RomArchive kümmert. Deswegen werden bei Khamoro in diesem Jahr die
Institutionen und Organisationen angesprochen, die im Bereich tschechischer
Kultur tätig sind, aber auch 15 Experten, die aus unterschiedlichen Teilen
Europas nach Prag gekommen sind“, so Soňa Kalejová.
Beim Festival wird sozusagen der Grundstein gelegt für das RomArchive. Im
kommenden Jahr sollen schon die ersten Werke online zugänglich sein. In
Deutschland wird das Projekt übrigens gefördert von der Kulturstiftung
des Bundes.
Bildende Kunst ist aber auch direkt bei Khamoro zu sehen. Moritz Pankok
von der weltweit ersten Galerie der Sinti und Roma, der Kai Dikhas in
Berlin, hat eine Ausstellung kuratiert. Dazu Sona Kalejová:
„In den Räumen des Tschechischen Zentrums in Prag stellen am Donnerstag
15 Künstler aus. Die Besucher erhalten so einen Einblick in die sehr
unterschiedlichen Welten von Roma, Sinti, Gitanes und Travellers.“
Am Freitagmittag versammeln sich alle Mitwirkenden des diesjährigen
Khamoro auf dem Altstädter Ring. Dort startet dann der bereits
traditionelle Umzug durch die Prager Innenstadt. Zudem laufen an allen
Festivaltagen auch Konzerte. Das große Finale steigt dann am Samstag im
Klub SaSaZu. Dort treten alle Musiker und Bands noch einmal auf.
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