Tanz, Musik und ernste Themen – das Roma-Festival Khamoro
Prag ist sehr bunt und laut in dieser Woche. Die Stadt steht ganz im
Zeichen der Roma und ihrer Kultur. Vom 29. Mai bis zum 3. Juni findet in
der tschechischen Hauptstadt das Festival Khamoro statt. Präsentiert
werden hauptsächlich Tänze und Lieder der Roma aus aller Welt. Doch es
wird auch ernsthaft über die Stellung von Roma in der Gesellschaft
diskutiert.
Das Festival Khamoro wird in diesem Jahr volljährig. Zum 18. Mal kommen in
Prag vor allem Musiker und Künstler zusammen, die mit der Roma-Kultur
verbunden sind. Soňa Kalejová ist PR-Managerin des Festivals:
„Die Besucher des Festivals erwartet natürlich viel Musik. Daneben gibt
es einen zentralen Programmpunkt. Es ist das Defilee aller beteiligten
Interpreten im Zentrum Prags. Mehr als 300 Künstler werden durch die
Straßen tanzen. Dieses herrliche Spektakel wird natürlich von der
traditionellen Musik der Roma begleitet – und das von Ensembles aus der
ganzen Welt.“
Doch bei dem Festival geht es nicht nur um Tanz und Gesang. Khamoro
versteht sich auch als Plattform, um auf die bestehenden Probleme von Roma
in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Jelena Silajdžić ist
Hauptorganisatorin des Festivals:
„Ich hoffe, dass das Khamoro seinen ganz besonderen Beitrag zum Leben in
Prag leistet. Das klingt jetzt vielleicht wie eine hohle Phrase, aber
Khamoro soll zeigen, dass Prag eine offene und multikulturelle Stadt ist.
Und natürlich, dass Prag dadurch einen festen Platz in der
Kulturlandschaft Europas hat.“
Teil des Festivals sind auch Seminare, Ausstellungen und Diskussionen zu
dieser Multikulturalität und Offenheit. Seit der Premiere im Jahr 1999
will man Barrieren einreißen. Roma sollen ihren Platz in der Gesellschaft
finden durch den kulturellen Dialog. Damit soll ein Zeichen gegen Hass und
Vorurteile gesetzt werden. Die Prager Oberbürgermeisterin Adriana
Krnáčová (Partei Ano) sieht die Verantwortung unter anderem auch bei
sich:
„Allein die Tatsache, dass ein Festival wie Khamoro zum 18. Mal
stattfindet, ist ein Beweis für die Offenheit Prags. Natürlich können
wir Hassreden gegen andere Volksgruppen nie ganz unterbinden. Aber die
Spitzen öffentlicher Institutionen haben hier einen ganz besonderen
Auftrag: die Diskussion nicht eskalieren zu lassen und zu beruhigen. Sie
sollten mit einem guten Beispiel vorangehen. Vielleicht können wir so das
Denken derjenigen öffnen, die durch ihre eigene Unzufriedenheit andere
hassen.“
Das ist ein ganz persönliches Anliegen auch von Jelena Silajdžić. Die
gebürtige Bosnierin hat mit ihrem Ehemann Džemil die Initiative
„Slovo21“ gegründet. Die Organisation versucht, Integration zu leben
und durch zahlreiche Projekte zu unterstützen. Und das nicht nur mit Bezug
auf Roma, sondern auch auf Ausländer in Tschechien.
Die gelebte Offenheit von Khamoro führt unweigerlich auch zu der Frage,
wie die Organisatoren die aktuelle Flüchtlingsproblematik verarbeitet
haben. Die Ausgangssituation, das heißt der Umgang mit vor allem rechtem
Hass, ist im Prinzip ja dieselbe. Jelena Silajdžić:
„Ich selbst habe den Krieg erlebt und bin geflohen. Ich habe also einen
Flüchtlings-Background und weiß genau, wovon ich rede. Deswegen kümmern
wir von ‚Slovo21‘ uns auch intensiv um die Menschen, die hierher kommen
und ihr neues Leben hier beginnen. Im Programm von Khamoro selbst haben wir
jedoch nichts, was mit Flüchtlingen zu tun hat. Khamoro ist ja in erster
Linie ein Festival mit dem Thema Roma. Wir haben aber für den Abschluss
des Festivals auch afghanische und irakische Gruppen eingeladen. Diese
nehmen an unserem Gala-Abend teil. Es ist sehr wichtig, diesen Menschen zu
helfen. Sie dürfen nicht in Isolation enden und an den Rand der
Gesellschaft gedrängt werden.“
Das Festival Khamoro läuft noch bis Freitag, den 3. Juni.
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