Alter
26-02-2000
De le phuren pativ, bo the jekhvar aveha phuro.
Ehre das Alter, auch du wirst einmal alt sein.
Sprichwort der Roma
Dank der starken Orientierung der Roma auf die Familie und der Tatsache, dass Jung und Alt unter einem Dach zusammenlebten, fanden alte Leute eine Aufgabe bei der Erziehung der Enkel. Alte Leute waren sowohl von ihren Kindern wie auch ihren Enkeln respektiert. Ihre Meinung hatte grosses Gewicht, und sie wurden nicht als unnötige Mitglieder der Familie behandelt. Grosse Aufmerksamkeit widmeten die Roma den Todes- und Begräbnisbräuchen.
Bis heute herrscht bei ihnen die Vorstellung, dass ein Sterbender von einem früher gestorbenen Familienmitglied abgeholt wird, der bis zum Begräbnis bei ihm bleibt und ihn dann ins Jenseits führt. Dem Toten wurden persönliche Gegenstände in den Sarg gelegt, auch wenn sie von grösserem Wert waren: Ringe, Ohrringe, Uhren, eine Geige, eine Gitarre, aber auch eine Tabakpfeife, Zigaretten, eine Brille, eine Flasche mit Schnaps, Spielkarten und, sofern er gläubig war, ein Gebetsbuch und ein Rosenkranz. In die Hand oder in die Tasche gab die Familie dem Verstorbenen Geld, meist Münzen. Vom Moment des Ablebens bis zum Begräbnis hielt die Familie am Sarg Totenwache.
Das Verhalten bei der Totenwache hatte genaue Regeln. Es wurden Karten gespielt, Vorkommnisse aus dem Leben des Verstorbenen erzählt, es durfte weder gesungen noch getanzt oder mit Gläsern angestossen werden. Vor dem Trinken des ersten Glases wurde immer etwas auf den Boden geleert, zur Erinnerung an den Verstorbenen. Eine gewisse Zeit nach dem Begräbnis sollte der Tote die Familie besuchen, um ihr zu zeigen, ob er mit seinem Begräbnis zufrieden war. Seine Gegenwart äusserte er mit besonderen Zeichen und Tönen oder erschien in Träumen.
Die Begräbnisse der Roma waren unterschiedlich aufwendig, pompös sind sie bis heute bei den Welschroma, wo wir etwa Särge mit Glasdeckel oder ein mit Teppichen ausgeschlagenes Grab antreffen können.
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