Romani als Unterrichtssprache in der Grundschule?
Romani soll ein Teil des Grundschulunterrichts seins. So lautet ein
Vorschlag der oppositionellen Top 09. Die Partei möchte damit erreichen,
dass weniger Roma-Kinder in Sonderschulen eingewiesen werden. Auch
Politiker weiterer Parteien zeigen sich offen für eine Debatte, doch die
Meinungen gehen auseinander. Bedenken äußern sogar Vertreter der
Roma-Minderheit sowie Lehrer.
Das Romani ist die Sprache der Roma. Mit dem Tschechischen tun sich
hingegen viele Kinder der Minderheit schwer. Nach Meinung der Top 09 ist
die Sprachbarriere daher eine der höchsten Hürden für den Erfolg von
Roma-Kindern in der Schule. Deswegen sollten sie auch auf Romani
unterrichtet werden, schlägt die Partei vor. Anna Putnová ist Abgeordnete
der Top 09:
„Wir schicken die Kinder in die Schule, damit sie sich entwickeln. Durch
die Sprache schaffen wir aber eine Hürde. Ich möchte daher eine Debatte
darüber starten, ob nicht das Romani als Hilfssprache in der ersten,
zweiten, vielleicht auch in der dritten Klasse genutzt werden sollte, damit
die Schüler eine positive Beziehung zur Schule aufbauen.“
Ein Teil der Unterrichtsstunden könnte der Idee nach auf Romani
stattfinden. In diesem Fall müssten aber Roma-Kinder getrennt unterrichtet
werden. Das ist auch Anna Putnová bewusst:
„Wir geraten damit sicher auf dünnes Eis. Es gibt sicher viele
Fachleute, die damit nicht einverstanden sein werden. Ich will aber darauf
hinweisen, dass eine Segregation der Roma-Kinder bereits heute
existiert.“
Die Abgeordnete will nun in den kommenden Wochen mit Experten,
Roma-Vertretern und Lehrern über das Thema diskutieren. Im kommenden Monat
soll das Vorhaben dem Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses vorgelegt
werden. Den Ausschuss leitet Jiří Zlatuška von der Partei Ano. Er hält
das Fehlen an qualifiziertem Lehrpersonal für ein Problem. Zlatuška
unterstützt den Vorschlag, spricht sich aber dagegen aus, Roma in eigene
Klassen abzutrennen. Eine ähnliche Meinung vertritt auch der
Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, Roman Sklenák.
In der Gemeinde Obrnice in Nordböhmen ist die Minderheit vorbildlich
integriert. Unter den Schülern der ersten Klasse befinden sich auch
mehrere Roma-Kinder. Ihre Lehrerin Ivana Fejková widerspricht den
Vorstellungen der Politiker:
„Meiner Meinung nach ist dies großer Unsinn, weil die Kinder überhaupt
kein Romani können. Nicht einmal ihre Eltern sprechen Romani. Ich bin
damit überhaupt nicht einverstanden.“
Stanislav Daniel vom landesweiten Verband der Roma ist nicht prinzipiell
gegen die Einführung von Romani, äußert aber Bedenken. Fakultativ wäre
das vielleicht sinnvoll. Er könne sich aber nicht vorstellen, wie der
Unterricht in den einzelnen Fächern aussehen würde, so Daniel. Der
Verband würde daher eher eine intensivere Sprachschulung von Roma-Kindern
im Vorschulalter begrüßen, damit sie nach der Einschulung keine Probleme
hätten. In diese Richtung tendiert auch das Bildungsministerium. Jindřich
Fryč ist Staatssekretär im Bildungsministerium.
„Auch heute ist es bereits möglich, Romani als Wahlfach oder
fakultatives Fach an Grundschulen anzubieten. Unser langfristiges Ziel ist
es aber, die Eingliederung von möglichst vielen Kindern in den so
genannten Hauptstrom der Schulbildung zu ermöglichen.“
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