Begehrtes Stipendium: Verein fördert Studenten aus Roma-Minderheit
Die Lage der Roma-Minderheit in Tschechien ist noch immer prekär. Viele
Roma leben in Armenvierteln, häufig in den Randgebieten der Republik. Der
Staat schiebt die Kinder auf Sonderschulen ab und die Erwachsenen finden
nur schwer Arbeit. Der Verein Romea unterhält deswegen ein Programm, um
mehr Kindern aus der Minderheit ein Studium zu ermöglichen. Seit 2010
vergibt die NGO Stipendien für den Hochschulbesuch, und langsam steigt die
Zahl der Studenten.
151 Stipendien: So viele Hochschulstudenten hat der Verein Romea seit 2010
gefördert. Im vergangenen Jahr vergab die Organisation 41 Stipendien,
beworben hatten sich 73 Studenten, das ist neuer Rekord. Iva Hlaváčková
koordiniert die Vergabe:
„Viele Roma-Kinder enden noch immer auf den Sonderschulen. Von dort ist
der Zugang zur weiterführenden Mittelschule für sie sehr beschränkt. Und
auch wenn die Zahl von Hochschulstudenten unter den Roma wächst, ist sie
doch weiterhin nicht ausreichend.“
Miroslav Sivák ist einer der Stipendiaten. Gerade seine Eltern hätten
ihn motiviert, ein Studium aufzunehmen:
„Meine Eltern haben gesehen, wie schwer das Leben ist, wenn man nur eine
Grundschulbildung hat, wie schwer es damit ist, sich auf dem Arbeitsmarkt
durchzusetzen. Daher haben sie mir eingeprägt, dass ich, wenn ich nicht
enden wolle wie sie, einen besseren Abschluss erreichen müsse. Ich
studiere nun Medizin an der Universität in Plzeň / Pilsen im sechsten und
letzten Jahr. Ich möchte mich auf Neurochirurgie spezialisieren,
wahrscheinlich in Ústí nad Labem.“
Die Höhe eines Stipendiums von Romea beträgt 800 Euro pro Jahr, was
sicherlich auch in Tschechien nicht viel ist. Aber für sie sei es trotzdem
eine Hilfe gewesen, sagt Denisa Horváthová. Sie studiert Wirtschaft und
Management an der Universität in Ústí nad Labem / Aussig:
„Schon immer wollte ich Wirtschaft studieren, weil mir Mathematik und
diese logischen Dinge einfach liegen. Aber es ist sehr schwer, eine Arbeit
zu finden, um das Studium zu finanzieren, besonders hier in Ústí nad
Labem, wo sie nicht gerne Studenten einstellen.“
Die Mittel für das Programm erhält Romea vom Roma Education Fund, einer
NGO aus Ungarn. Sie verteilt Gelder aus Fördertöpfen der EU an
Roma-Organisationen in ganz Europa. Iva Hlaváčková erklärt, was die
Studenten machen müssen, um ein Stipendium zu erhalten:
„Grundlage für eine Bewerbung ist der Notendurchschnitt, ein
thematisches Essay, ein Motivationsschreiben und ein Referenzbrief. Danach
bewertet dann die nationale Auswahlkommission.“
Am häufigsten studieren die Stipendiaten Wirtschaft, gefolgt von
Geisteswissenschaften und Lehrerberufen. Selten wählen die Studierenden
dagegen Medizin und technische Berufe.
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