Kampagne wirbt für fleißige Roma
Zigeuner sind faul und wollen nicht arbeiten. Das ist in Tschechien die
weit verbreitete Meinung über Roma. Dass in Wirklichkeit rund zwei Drittel
der Roma einer normalen Arbeit nachgehen, ist nur wenig bekannt.
Gleichzeitig sind diese Vorurteile ein Hauptgrund, warum Roma bei freien
Jobs oft nicht zum Zuge kommen. Eine neue Kampagne will diese Stereotypen
nun aufbrechen.
In den kommenden Wochen werden Plakate in der Prager U-Bahn für Aufsehen
sorgen. Auf einem von ihnen zum Beispiel steht weiß auf schwarzem
Untergrund: ‚Der Zigeuner hat mir die Wohnung geweißt’. Für alle
Tschechen ist sofort klar: Zigeuner sind in die Wohnung eingebrochen und
haben alles Brauchbare mitgenommen. Die Initiatoren der Plakataktion haben
jedoch nicht vor, gegen Roma Stimmung zu machen. Im Gegenteil: Hinter der
Aktion stehen die Hilfsorganisation IQ Roma Servis und dem Verein Romea.
Sie nehmen den Satz wörtlich. Denn in Kleinbuchstaben folgt die
Erklärung: „Er ist einfach der beste Maler.“ Dazu sagt Katarína
Klamková, Geschäftsführerin von IQ Roma Servis:
„Wir wollen spielerisch und mit Witz auf eingefahrene Stereotypen und
Vorurteile der Gesellschaft aufmerksam machen. Auf die andere Seite stellen
wir die Realität, die für viele Tschechen leider schockierend wirkt.“
Die Kampagne wurde von der Werbefirma Comtech umgesetzt. Die Plakate
werden bis Ende August in den U-Bahnlinien A und B zu sehen sein.
Gleichzeitig ist das Portal Mypracujeme.cz online gegangen. Es soll die
Aktion laut Klamková begleiten:
„Dort werden Roma aus ihrem Arbeitsleben erzählen. Auf dem Portal
werden Texte und Fotos zu sehen sein. Wer will, kann auch Videos hochladen,
die sich dann über die sozialen Netzwerke verbreiten lassen.“
Alle diese Aktionen sollen eins zeigen: Dass es für Roma genauso normal
ist, arbeiten zu gehen, wie für Tschechen. Noch einmal Katarína
Klamková:
„Wir wollen zeigen, dass Roma Menschen sind, die auch arbeiten. Dass sie
das können und wollen. Viele von ihnen haben großartige Berufe und eine
ausgezeichnete Ausbildung. Und sie genießen bei ihren Arbeitgebern und
Kunden Respekt.“
Und Jarmila Balážová von Romea ergänzt:
„Wir hoffen, dass die Kampagne eine Diskussion in Gang setzt. Ist es
wahr, dass Roma nicht arbeiten wollen, wie alle immer behaupten? Oder ist
etwas mit unseren Firmen nicht in Ordnung.“
Beide Frauen sind überzeugt, dass Roma wegen ihrer Herkunft auf dem
Arbeitsmarkt diskriminiert werden, egal ob offen oder verdeckt. Dem Problem
wollen ihre beiden Organisationen positiv begegnen. Schon seit einigen
Jahren verleihen sie das Gütesiegel „Ethnic friendly“ an vorbildliche
Arbeitgeber, die Roma einstellen und sie nicht benachteiligen. In diese
Richtung soll sich nach den Vorstellungen von Katarína Klamkova auch das
Web Mypracujeme.cz entwickeln.
„Vielleicht schaffen wir es, 2013 auf dem Web – wie bei dem
Gütesiegel „Ethnic friendly“ für Arbeitgeber – ähnlich geprüfte
Arbeitsangebote von gewerbetreibenden Roma zu präsentieren.“
Wer sich also seine Wohnung malern lassen will, wird hier sicher fündig.
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