Khamoro-Festival: Künstler aus der ganzen Welt präsentieren Kultur der
Roma
Khamoro bedeutet Sonne – und es steht für das 14. internationale
Festival der Roma-Kultur in Prag. Trotz finanzieller Probleme wird seit
Montag in der Tschechischen Hauptstadt die Kultur der Roma gefeiert. Die
Musiker, Künstler und Handwerker präsentieren den Besuchern noch zehn
Tage lang bis zum 6. Juni ihre Fähigkeiten.
Insgesamt 250 Roma-Künstler werden Prag in den nächsten Tagen zu einer
bunten Stadt machen. Sie kommen aus der ganzen Welt und sind nur die Besten
ihres Fachs. Anna Mrázková vom Organisationsteam:
„Wir haben uns Mühe gegeben, um die wirklich besten Künstler zu
bekommen. Wir suchen sehr sorgfältig aus, denn wir wollen, dass das
Festival sehr professionell ist. Da sollen nicht irgendwelche Gruppen
auftreten, sondern richtige Profis. Und unser Programmmanager hat sehr viel
Wert darauf gelegt, dass die Bands bekannt und gut sind.“
Der musikalische Höhepunkt wird am Samstag ein Galakonzert sein, bei dem
die besten Gruppen gemeinsam auftreten werden. Es sollen aber auch Menschen
angelockt werden, die bisher kein Interesse an der Roma-Kultur hatten. Dazu
haben sich die Produzenten des Festivals etwas Besonderes ausgedacht. Anna
Mrázková:
„Es treten auch Spezialgäste auf: Die Jungs von Nightwork haben etwas
mit dem Roma-Sänger Martin Svátek vorbereitet. Darauf freuen wir uns
besonders.“
Nihgtwork ist eine bekannte tschechische Pop-Gruppe, deren Lieder häufig
im Radio laufen. Noch vor einigen Monaten stand das Festival auf der Kippe.
Das tschechische Kulturministerium hatte mehr als die Hälfte seiner
Zuwendungen gestrichen. Die Organisatoren mussten daraufhin einige Punkte
des Programms streichen, zum Beispiel die Rekonstruktion einer
traditionellen Roma-Taufe.
Trotzdem ist es den Veranstaltern gelungen, neben den musikalischen
Highlights noch viele weitere Höhepunkte zu ermöglichen. Es wird eine
Modenschau geben, Ausstellungen, einen Umzug durch die Stadt, Handwerker
werden traditionelle Fertigkeiten vorführen und das Theaterstück „Můj
soused, můj nepřítel“ (Mein Nachbar, mein Feind) wird aufgeführt. Das
Festival soll nämlich nicht nur Kultur präsentieren, wie Mrázková
hinzufügt:
„Selbstverständlich wünschen wir uns, neben der Präsentation
traditioneller Roma-Künste, dass das Festival eine Möglichkeit und
Gelegenheit ist, Roma und Nicht-Roma zusammen zu bringen. Wir haben das
Ziel, das wir uns einfach amüsieren und kennen lernen und nicht nur unter
uns leben. Es gefällt uns, wenn im Publikum nicht nur Roma sind, sondern
auch Nicht-Roma und Ausländer aus den verschiedensten Ländern.“
Aber es soll auch ernsthaft an den Problemen der Roma in Europa gearbeitet
werden. Ein Workshop mit dem Titel „Neue Formen des Antiziganismus im
modernen Europa“ widmet sich dem Rassismus, der den Roma, vor allem in
Mittel- und Südosteuropa entgegenbrandet. Hier sieht sich das Festival in
der Pflicht: Durch den kulturellen Austausch sollen Vorurteile abgebaut und
der Antiziganismus verringert werden, fügte Mrázková hinzu.
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