Helsinki-Ausschuss warnt vor dem Rassismus in Tschechien
Sowohl in der Welt als auch in Tschechien wird der 21. März als Tag gegen
Rassismus begangen. Der tschechische Helsinki-Ausschuss veröffentlicht an
diesem Tag einen Bericht über den Rassismus in Tschechien. Außerdem
werden hierzulande mehrere Ausstellungen, Filme sowie ein Konzert gegen
Rassismus ausgetragen.
Der tschechische Helsinki-Ausschuss warnt vor dem Rassismus in Tschechien.
Das Interesse des Staates für die Problematik der Menschenrechte lasse
nach und es sei nichts Wichtiges gegen den Rassismus getan worden. Dies
wird in einem Bericht des Europäischen Netzes gegen Rassismus
festgestellt, der am Mittwoch vom Helsinki-Ausschuss veröffentlicht wurde.
Der Bericht des Netzes von Nichtregierungsorganisationen, die gegen
Rassismus und ethnische Diskriminierung arbeiten, umfasst die Zeitperiode
von März 2010 bis März 2011. Darin wird vor einer Zunahme
rechtsextremistischer Taten und Straftaten in Tschechien gewarnt. Es wird
darin darauf hingewiesen, dass die Möglichkeiten, sich gegen
Diskriminierung zu wehren, sehr beschränkt seien. Dem Bericht zufolge habe
sich die Lage in der Amtsperiode der Regierung Nečas verschlechtert. Selma
Muhič Dizdarevič aus dem Vorstand des Tschechischen Helsinki-Ausschusses:
„Es kam zu einer Schwächung von Institutionen, die die Menschenrechte
verteidigen. Der Regierungsbevollmächtigte für Menschenrechte wurde von
der Regierung abberufen und es dauerte fast ein halbes Jahr, bis eine neue
Bevollmächtigte ernannt wurde. Es war eine Person, die vorher unter den
Experten praktisch unbekannt war und die während der von uns verfolgten
Periode auch nichts Wesentliches im Bereich Bekämpfung des Rassismus getan
hat.“
Der Helsinki-Ausschuss betrachtet den bei Roma-Kindern verwehrten Zugang
zur Bildung sowie fehlende Sozialwohnungen für die ärmsten Bürger als
die größten Probleme. Er fordert des Weiteren die Bestrafung von
Agenturen, die ausländische Arbeitnehmer ausbeuten. Der Staat sollte sich,
so der Ausschuss, auf die Kontrolle von Arbeitgebern konzentrieren.
Am Internationalen Tag gegen Rassismus wurde ein Programm im Prager
Kulturzentrum Lucerna veranstaltet. Unter anderem wird hier der neue
Dokumentarfilm „Der letzte Flug von Petr Ginz“ aufgeführt. Er
schildert das Schicksal von Petr Ginz, einem vielseitig begabten Jungen,
der 1942 als 14-Jähriger nach Theresienstadt deportiert wurde und zwei
Jahre später in Auschwitz umkam. Ginz hat Romane und Tagebücher
geschrieben, gezeichnet und eine illegale Zeitschrift geleitet. Ein
weiterer Programmpunkt ist eine Ausstellung, sagt die Organisatorin der
Veranstaltung „Lucerna gegen Rassismus“, Pavla Kantnerová:
„Die Ausstellung heißt ganz einfach Ausstellung gegen Rassismus. Sie
ist ein Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Der erste
Teil gilt der Geschichte der jüdischen Bevölkerung und der
Roma-Minderheit in den böhmischen Ländern seit der Ersten Republik. Man
weiß genug darüber, was für eine Stellung die jüdische Minderheit vor
dem Zweiten Weltkrieg hatte, weniger aber, wie ihre Position zur Zeit des
kommunistischen Regimes war. Sehr wenig weiß man über die Geschichte der
Roma-Minderheit, über den Roma-Holocaust, den nur einige hundert
tschechische Roma überlebt haben. Wenig weiß man auch darüber, wie stark
die Kommunisten die Roma-Minderheit assimiliert haben. Diese Fakten zeigt
die Ausstellung. Ihr zweiter Teil widmet sich der jetzigen Lage der
Roma-Minderheit, dem Bild der Roma in den Medien sowie der Frage, wie sich
jeder von uns durch die Berichterstattung in den Medien manipulieren
lässt.“
Das Programm „Lucerna gegen Rassismus“ wird durch ein Konzert der Band
The Tap Tap abgeschlossen, in der Menschen mit Behinderung als Musiker
auftreten.
|