Bild von Unruhen in Varnsdorf wird Pressefoto des Jahres
Fotos aus Regionen, die von einer Katastrophe heimgesucht wurden und Fotos
von Straßenkrawallen. Dies alles sind Bilder mit starker Aussagekraft.
Eine internationale Jury hat am Montag den Sieger des 17. Wettbewerbs des
„Czech Press Photo“ gewählt.
Am Wettbewerb „Czech Press Photo“ nahmen in diesem Jahr 288 Fotografen
aus Tschechien und der Slowakei teil. In acht Kategorien bewertete eine
internationale Jury insgesamt 3.744 Fotos. Als Fotografie des Jahres wurde
durch die Jury ein Foto von den Unruhen im nordböhmischen Varnsdorf
ausgewählt, das im September der Fotograf des Wochenmagazins „Reflex“,
Stanislav Krupař, geschossen hat. Die Leiterin des Wettbewerbs, Daniela
Mrázková, zitiert die Jury:
„Das Siegerfoto ist eine starke Pressefotografie, die die Aufmerksamkeit
auf ein ernstes soziales Problem lenkt, das nicht nur in Tschechien
existiert.“
Auf der Fotografie des Jahres ist einer der Protestierenden zu sehen, der
während einer Demonstration gegen die Roma in Nordböhmen vor einen
Wasserwerfer geriet. Fotograf Stanislav Krupař sagte, er dokumentiere das
rechtsradikale Milieu seit einigen Jahren mit seiner Kamera. Darum sei er
auch nach Nordböhmen gereist, wo im Sommer die Unruhen ausgebrochen sind,
so Krupař:
„Ich war wirklich erschrocken, als ich gesehen habe, dass es nicht nur
um einige Neonazis ging, wie ich es schon an anderen Orten zuvor erlebt
habe. Auf die Straße sind auch viele anständige Leute gegangen, die mit
denjenigen abrechnen wollten, mit denen sie Probleme hatten. Aber diese Art
von anständigen Menschen begreife ich nicht. Als die Polizei die Leute
daran gehindert hat, weiter auf das Haus vorzugehen, in dem die Roma
wohnen, sind schon die ersten Steine geflogen. Kann sein, dass ich weniger
Angst als meine Kollegen hatte und deswegen ist dieses Foto entstanden.“
Erste Plätze wurden diesmal in acht Kategorien verliehen. In der
Kategorie „Reportage“ wurde beispielsweise eine Fotoserie mit dem Titel
„Giftschlamm in Ungarn“ ausgezeichnet. Sie entstand im Oktober
vergangenen Jahres im westungarischen Kolontár. Fotograf Jan Cága über
seine Bilder:
„Die Katastrophe, die sich in Ungarn abgespielt hat, kann man nur als
ein Unglück von regionaler Reichweite sehen. Aber sie sagt viel über den
Umgang mit der Umwelt aus. Ich habe in der Region einige Tage verbracht,
als ich die Katastrophe fotografiert habe. Jeden Abend habe ich mich damals
übergeben. Ich weiß nicht, ob das emotionale Gründe hatte oder ob es
durch das Gift verursacht wurde, das in der Luft war. Ich habe heutzutage
sehr gemischte Gefühle, wenn ich weiß, dass dort die Menschen auch
weiterhin leben.“
Cágas Reportage wurde auch von Walter Bergmoser gelobt. Der Fotograf und
Hochschullehrer war diesmal Jurymitglied. Er kennt sich in der
tschechischen Fotografie aus, da er in den 1990er Jahren an der Prager
Filmakademie Dozent war. Der Wettbewerb „Czech Press Photo“ sei für
die tschechische Fotografie extrem wichtig, so Bergmoser:
„Denn er kann wirklich eine Vorbildfunktion für junge Leute haben. Man
muss sich orientieren, man versucht einzuschätzen: wo stehe ich mit meiner
Arbeit, mit meiner Qualität. Es ist gut, dann später im Lebenslauf
erwähnen zu können, ich habe den und den Preis gewonnen. Die Teilnahme an
diesem Wettbewerb kann ich nur unterstützen.“
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