Schlägerei in Rumburk: Lokalpolitiker fordern mehr Polizei
Am Sonntagmorgen gegen fünf Uhr wurden im nordböhmischen Rumburk /
Rumburg sechs Jugendliche brutal zusammengeschlagen. Bei den Tätern soll
es sich um eine Gruppe Roma gehandelt haben, die aus rassistischen Motiven
gehandelt habe. Die Polizei hat zwei Verdächtige verhaftet und fahndet
nach weiteren Tätern. Dieser Vorfall hat nun die Politik auf den Plan
gerufen.
Auf dem Weg von der Disko nach Hause wurden sechs Jugendliche, die vor
einem Haus noch eine Zigarette rauchten, von einer Gruppe Roma überfallen.
Die etwa 15- bis 20-köpfige Gruppe kam aus einer Bar in der Nähe und soll
die Jugendlichen aus rassistischen Gründen angegriffen haben. Die Polizei
in Rumburg hat bereits erste Fahndungserfolge zu vermelden und zwei der
drei vermuteten Haupttäter verhaftet. Kriminalpolizist Ladislav Cvik aus
Rumburk:
„Nach ersten Verhören hat sich herausgestellt, dass der rassistische
Hintergrund aus Beleidigungen und Beschimpfungen hervorgeht“
Nun hat sich die Politik eingeschaltet. Die Opposition forderte
Innenminister Jan Kubice aufgrund der gestiegenen Kriminalität in der
Region um Šluknov / Schluckenau, dem Schluckenauer Zipfel, zum Handeln
auf. Warum sich der Innenminister mit einem Überfall auf Jugendliche
beschäftigen soll, erklärte der sozialdemokratische Senator und
Bürgermeister von Rumburk, Jaroslav Sykáček, am Dienstag im Tschechischen
Fernsehen:
„Wir haben grundlegende Forderungen. Wir erwarten, dass die Anzahl der
Polizisten nicht verringert wird. In der gegenwärtigen Situation brauchen
wir das Gegenteil: Eine Erhöhung der Anzahl an Polizisten, die sich in den
Städten bewegen. Wir können nicht beurteilen, wie viele Polizisten nötig
sind. Aber unsere Bürger fühlen sich zurzeit in den Straßen unserer
Städte nicht sicher.“
Im Schluckenauer Zipfel sind im letzten Jahr die Spannungen zwischen den
Alteingesessenen und den Roma zunehmend gestiegen. Ein Grund dafür sei
angeblich, dass derzeit viele Roma in die Region um Šluknov und Rumburk
ziehen. Senator Sykáček kann dies aber nur teilweise bestätigen:
„Die Ämter dürfen nicht zuordnen, wer Roma ist und wer nicht. Aber im
Jahr 2010 sind nach Rumburk etwa 300 Bürger umgezogen und in diesem Jahr,
also 2011, sind bis zum 22. August bereits 200 Leute zugezogen. Dies sind
aber nur die offiziellen Zahlen. Natürlich kann man fragen, wie viele in
Wirklichkeit hier wohnen und wie viele nicht angemeldet sind. Ich würde
mich nicht wundern, wenn es sich um einige mehr handeln sollte.“
Ob nun mehr Polizisten helfen würden, ist ungewiss, zumal auch keine
Ursachenforschung betrieben wird. Steigt die Kriminalität wirklich, weil
mehr Roma in die Gegend ziehen? Um was für eine Art von Kriminalität
handelt es sich? Und warum verprügelt eine Gruppe Roma sechs Jugendliche?
Die Ermittlungen im konkreten Fall in Rumburk stehen erst am Anfang und
werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Problem einer Minderheit,
die in Gettos lebt und sozial benachteiligt ist, wird aber bleiben.
František Kostlán von der Nichtregierungsorganisation Romea mit einem
Erklärungsversuch:
„Im Moment spielt sich in Nordböhmen, im Schluckenauer Zipfel und auch
in Nový Bor etwas ab, das sich auch in Nordmähren und Schlesien
beobachten lässt: eine Art gezieltes Zusammenziehen. Hier wird es nötig
sein, genau herauszufinden, wer in diese Gettos umzieht und warum. In
diesen Gettos bilden die sozial Schwachen die Mehrheit. Hinzu kommt die
Sozialpolitik: Der Staat kürzt den Menschen die Sozialhilfe und erhöht
die Mehrwertsteuer, was zu höheren Preisen für Grundnahrungsmittel
führt. Die Menschen fühlen sich dadurch bedroht.“
Hinzu kommt, so Kostlán, das Neonazis durch die Gettos laufen und
rassistische Parolen rufen. Die gestiegene Zahl der Zwischenfälle sei
seiner Meinung nach das Ergebnis von Frustration und Furcht. Dies könne
aber keine Entschuldigung für den Angriff vom Sonntag sein, so František
Kostlán. Der Überfall sei vielmehr eine Straftat, die verfolgt werden
müsse.
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