Schweinefarm neben dem früheren Roma-KZ in Lety bleibt stehen
Die Regierung hat entschieden. Unmittelbar neben dem früheren
Konzentrationslager für Roma im südböhmischen Lety wird auch in Zukunft
eine Schweinefarm stehen. Die dortige Gedenkstätte für den Holocaust an
den Roma wird nur durch eine Reihe Bäume von der Schweinefarm getrennt.
Allen früheren Ankündigungen zum Trotz wird der Staat den Mastbetrieb
nicht aufkaufen. Dafür sei kein Geld vorhanden, sagte Premier Petr Nečas.
Der Kommentator Zbyněk Petráček meint, dem Thema sei nur noch mit
Schwarzem Humor zu begegnen. In der Lidové noviny schreibt Petráček, er
habe für die Leser eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die
gute:
„Die Regierung Nečas ist die erste seit zwölf Jahren, die gerade
heraus sagt, dass sie im Fall des Denkmals an den Roma-Holocaust im
südböhmischen Lety nichts mehr unternimmt. Mit anderen Worten: Im
Unterschied zu den Vorgängerregierungen verspricht sie nicht, dass sie die
Schweinefarm kaufen wird, die zum Teil auf dem Gelände der Gedenkstätte
steht.“
Die Nachricht sei deshalb gut, weil sie eine Reihe von Dingen ins wahre
Licht rücke, so Petráček. Einerseits die Illusionen, die sich viele
gemacht hätten. Außerdem die Versprechungen des
Regierungsbevollmächtigten für Menschenrechte Michael Kocáb, was sich in
der Sache alles tun werde. Gut findet Petráček auch, dass nun die
Illusion der Eigentümer der Schweinefarm zerschlagen wurde. Diese hatten
wohl gehofft, sie könnten aus dem Verkauf des Betriebes Unsummen
herausschlagen.
Mit seiner schlechten Nachricht spricht Zbyněk Petráček das Gewissen
der Tschechen an:
„Die anhaltende Existenz einer Schweinefarm neben der Gedenkstätte
stört die überwiegende Mehrheit nicht. Es wurde schon oft gesagt, aber
zur Sicherheit wiederhole ich es noch einmal. In Lety kamen 326
tschechische Bürger ums Leben, Roma. In Lidice kamen 340 tschechische
Bürger ums Leben, Tschechen. Würden Sie es für eine gute Nachricht
halten, wenn direkt bei der Gedenkstätte in Lidice ein Schweinemastbetrieb
stünde und die Regierung über seine Existenz definitiv den Stab brechen
würde?“
Mit dieser Frage endet der Kommentar von Zbyněk Petráček in der Lidové
noviny. Die Antwort überlässt der Autor seinen Lesern.
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