Ehemaliges Roma-KZ Lety: Pietätsakt von Neonazis gestört - und Streit um Gedenkstätte
Einige Dutzend Roma, meist Hinterbliebene der Opfer des Roma-Holocausts,
haben am Sonntag den Opfern gedacht, die im früheren so genannten
Zigeunerlager Lety in Südböhmen dem Naziterror zum Opfer gefallen sind. An
der Veranstaltung nahmen auch Politiker teil, unter anderem auch der
parteilose Außenminister Karel Schwarzenberg sowie die Ministerin ohne
Portefeuille Dzamila Stehlikova. Die Gedenkfeier wurde allerdings von
Rechtsradikalen gestört.
Es waren fünf Mitglieder der rechtsradikalen "Narodni strana",
auf Deutsch "Nationalpartei", die die Andacht störten. Während
des Gottesdienstes für die Opfer des ehemaligen Roma-Konzentrationslagers
stellten sie sich hinter die Gedenkenden und hoben Transparente hoch, mit
denen sie an tschechische Aufseher in dem KZ erinnert wollten, die dort
während einer Typhusepidemie starben, sowie an tschechische Opfer des
Nazismus. Eine Provokation also angesichts Gedenkaktes für 326 Opfer der
Roma-Minderheit. Nach einer kurzen mündlichen Auseinandersetzung konnten
Veranstalter und Polizei die Rechtsradikalen dazu bewegen, den Ort zu
verlassen.
Außenminister Karel Schwarzenberg kommentierte den Vorfall gelassen aber
mit deutlichen Worten:
"In allen Ländern, und leider auch bei uns, gibt es immer einen
konstanten Prozentteil Dummköpfe. Vor allem ist es aber eins: ziemlich
peinlich und lächerlich."
Mehr als die Störung durch Rechtsradikale halten die Hinterbliebenen und
Überlebenden des Roma-Holocausts ein anderes Problem für bedenklich. Die
Schweinemastfarm, die heute auf dem Gelände des ehemaligen KZs in Lety
steht und ein würdiges Gedenken behindert. Die frühere sozialdemokratische
Regierung hatte den Plan, mit Staatsgeldern die Schweinmast aufzukaufen,
sie dann zu entfernen und für die ermordeten Roma eine Gedenkstätte
einzurichten. Die derzeitige Regierung hat davon aber wieder Abstand
genommen - aus Kostengründen, wie es heißt. Nun hat der Zusammenschluss
der Roma in Südböhmen vorgeschlagen, die geplante Gedenkstätte einfach
neben die Schweinefarm zu bauen. Für den Ausschuss zur Entschädigung der
Opfer des Roma-Holocausts ist dies aber nicht akzeptabel, so der
Vorsitzende Cenek Ruzicka:
"Wir sagen klar, dass die Schweinefarm dort nichts zu suchen hat,
weil das der Ort ist, an dem die Häftlinge umgekommen sind. Wenn die
Regierung gegen unsere Proteste dort irgendeinen Unsinn hinsetzt, werden
wir uns dementsprechend verhalten. Wir werden einfach aufhören,
Gedenkfeiern zu machen und damit endet das."
Erst im Herbst soll sich der Regierungsrat für die Angelegenheiten der
Roma-Minderheit mit dem Thema beschäftigen. Laut der für Fragen der
Minderheiten zuständigen Ministerin Dzamila Stehlikova von den Grünen gibt
es dort bisher noch keine eindeutige Meinung zu dem neuen Vorschlag.
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