Gegen das Vergessen: Ausstellung zum Roma-Holocaust
Die Ausstellung widmet sich dem Schicksal der Sinti und Roma in der Zeit
des Nationalsozialismus, aber auch der Auseinandersetzung mit dem
aktuellen und alltäglichen Rassismus in ganz Europa.
80 Tafeln mit Fotos, Bildern, Originaldokumenten und biographischen
Ausschnitten bringen dem Besucher das Leben und Leiden der Sinti und Roma
nahe und lassen Geschichte lebendig werden. Konzipiert wurde die
Ausstellung vom Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma
in Heidelberg. Ihr wesentliches Ziel erläutert Romani Rose, Vorsitzender
des Zentralrats deutscher Sinti und Roma:
"Die Ausstellung will das Bewusstsein der Nationen Europas schärfen,
dass die Überwindung von Rassismus untrennbar verbunden ist mit dem
Bekenntnis zur historischen Wahrheit des Holocaust an den Roma und Sinti.
Mein Wunsch und meine Hoffnung ist, dass die politisch Verantwortlichen in
der Tschechischen Republik diese Ausstellung als eine Chance begreifen, die
hier seit Jahrhunderten beheimateten Roma-Minderheiten endlich vom Stigma
des Fremden zu befreien."
Dass die Ausstellung jetzt in Prag zu sehen ist, ist in erster Linie dem
tschechischen Komitee zur Entschädigung des Holocausts an den Roma zu
verdanken. Dessen Vorsitzender, Cenek Ruzicka, erhofft sich davon
zumindest eine kleine Verbesserung im Verhältnis der tschechischen
Mehrheitsgesellschaft zu den Roma:
"Natürlich wird so eine Ausstellung nichts Grund legendes verändern.
Aber sie hat hoffentlich zur Folge, dass die Menschen einen etwas anderen
Blick auf uns Roma haben. Man hört heute von verschiedenen Seiten, dass
die Roma klauen und schmutzig sind. Und diese Ausstellung belegt ganz
eindeutig, dass die Roma anständigen Berufen nachgingen und sich ganz
normal ihr Geld verdienten."
Die Ausstellung will zu einem bewussteren Umgang mit dem Holocaust an den
Sinti und Roma beitragen, über den viele Menschen in Europa nach wie vor
wenig wissen. Tschechien sei in dieser Hinsicht leider ein schlechtes
Beispiel, betonte Romani Rose. Dass sich heute an den Orten der ehemaligen
Roma-Konzentrationslager Lety und Hodonin eine Schweinefarm bzw. ein
Erholungszentrum befinden, sei absolut inakzeptabel:
"Die Situation in Lety ist so unmenschlich, dass man sich schämt,
überhaupt darüber zu sprechen. Es gibt keinen Vergleich in Europa. Es gibt
Länder, wo es kein Bewusstsein gibt für die Geschichte unserer Minderheit.
Aber die tschechische Regierung lässt eine Schweinemast auf dem ehemaligen
KZ-Gelände zu. Das ist skandalös."
Anwesend bei der Eröffnung war auch Jana Vrbova, die Tochter des letzten
überlebenden "Kindes", das im KZ Lety geboren wurde. Sie äußerte
die Hoffnung, dass die Ausstellung denjenigen Menschen den Wind aus den
Segeln nimmt, die den Holocaust an den Roma bis heute leugnen oder
verharmlosen:
"Ich hoffe, dass diese Ausstellung von vielen Menschen besucht wird,
damit endlich niemand mehr behauptet, in Lety sind Roma gestorben, weil
sie die Hygienevorschriften nicht eingehalten haben. Diese Fotos hier
zeigen, dass die Menschen dort wirklich Schlimmes erlitten haben. Ich
wünsche mir, dass niemand das nicht vergessen wird und vor allem: dass
sich so etwas nie mehr wiederholt."
www.sintiundroma.de
http://cestiromove.ecn.cz/
Fotos: Sarah Polewsky
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