Gedenkveranstaltung für Roma in Lety
Im südmährischen Ort Lety wird am 13. Mai der Roma gedacht, die dort im
Konzentrationslager umgekommen sind. An der Stelle des ehemaligen
Konzentrationslagers steht heute eine Schweinefarm. Die Vertreter von
Roma-Organisationen verlangen seit Jahren deren Schließung, ihre
Bemühungen unterstützt auch das Europäische Parlament. Dazu nun ein
Bericht direkt aus Lety von Silja Schultheis:
Wie in den vergangenen Jahren auch, wurde diesmal am 13. Mai hier in Lety
bei Pisek der 326 Roma gedacht, die in dem hiesigen
nationalsozialistischen Konzentrationslager ums Leben umgekommen waren.
Die Hälfte von ihnen waren Kinder. Vor genau zehn Jahren hatte der
damalige Präsident Vaclav Havel an diesem Tag hier ein Denkmal enthüllt,
150 Meter von dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers entfernt.
Denn auf dem KZ-Gelände selbst befindet sich seit den 70er Jahren eine
Schweinefarm, die das damalige kommunistische Regime dort errichtet hatte.
Die Roma kämpfen seit Jahren für eine würdige Gedenkstätte und für die
Beseitigung der Schweinefarm.
In diesem Jahr hatte diese Frage eine eindeutig politische Dimension
bekommen. Ende April hat auch die Europäische Union gegen diese
Schweinefarm hier in Lety auf dem KZ-Gelände protestiert und zu deren
Beseitigung aufgerufen. Der neue tschechische Ministerpräsident, Jiri
Paroubek, dem das Abgeordnetenhaus soeben das Vertrauen ausgesprochen hat,
hat eine Lösung dieses Problems versprochen.
Die hiesigen Anwesenden bei der heutigen Gedenkveranstaltung waren aber
zum Teil sehr skeptisch. Zum Beispiel der Soziologe, Fedor Gal, der im
Konzentrationslager Theresienstadt geboren wurde, meinte, dass das ganze
eine klar politische Karte sei und deshalb heute auch mehr als doppelt so
viele Teilnehmer wie in den letzten Jahren bei der Veranstaltung seien.
Als Hauptgrund, warum die Farm bislang noch nicht beseitigt wurde, hat die
Regierung nach wie vor die Finanzfrage angesprochen. Es handelt sich um ein
Privatgrundstück, die Betreiber der Schweinefarm müssten also entsprechend
entschädigt werden, beziehungsweise ein neues Gelände bekommen. Fazit: Es
wurde von allen Beteiligten, auch vom Senatsvizepräsident Petr Pithart,
mit dem ich am Rande dieser Veranstaltung gesprochen habe, ganz klar
gesagt, dass einfach der Druck in der tschechischen Gesellschaft für die
Beseitigung dieser Schweinefarm hier noch nicht stark genug ist, als das
die Regierung auch wirklich zum Handeln veranlasst wird.
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