Überfall auf Roma wird neu verhandelt
Drei bereits verurteilte Männer sollen jetzt erneut vor Gericht. Sie waren
im vergangenen Jahr in eine Wohnung eingebrochen und hatten das dort
lebende Ehepaar brutal zusammengeschlagen. Das Berufungsverfahren ist
brisant: Die Angeklagten sollen mit Vorsatz und aus rassistischen Motiven
gehandelt haben, denn die Opfer des Überfalls gehören zur Roma-Minderheit
in Tschechien. Daniel Satra berichtet.
Drei Jahre auf Bewährung. So lautet das Strafmaß, mit dem das Gericht im
nordmährischen Jeseník vergangenes Jahr Petr Blajze, Martin Jas und Martin
Stiskala belegte. Versuchte Körperverletzung und Hausfriedensbruch die
Vergehen, urteilte der Richter. Tschechische Medien hatten das Urteil in
Frage gestellt. Die Bezirksstaatsanwaltschaft Bruntál legte jetzt Berufung
ein, wollte jedoch der Presse gegenüber keine Gründe für die Zweifel am
ersten Urteil nennen.
Blajze, Jas und Stiskala, die sich in der Tatnacht Ende August als
Polizisten ausgegeben hatten, um sich Zugang zur Wohnung der Eheleute Ziga
zu verschaffen, verletzten die damals schwangere Frau am Auge und stachen
mit einem Messer auf das Gesicht ihres Ehemannes ein.
Nach dem Prozess protestierte die Bürgerinitiative für Menschenrechte von
Roma-Mitbürgern gegen das milde Urteil, und ihr Vorsitzender, Dusan Badi,
traf sich mit tschechischen Regierungsvertretern. Jan Jarab,
Regierungsbeauftragter für Menschenrechte, sagte daraufhin seine Hilfe bei
der Auswahl und der Finanzierung eines Anwalts für das Ehepaar zu.
Zu den Zielen des Berufungsverfahrens aus Sicht der betroffenen Eheleute
sagte Badi:
"Entschädigung fordern. Entweder von den Tätern oder vom Staat.
Entschädigung dafür, dass sie auf einem Auge nicht mehr sehen kann, und
für ihn auf Grund der Schnittverletzungen im Gesicht."
Außerdem wolle sich Badi dafür einsetzen, dass das rassistische Motiv der
Tat nicht länger verheimlicht werde. Das Leben hat sich für die Zigas nach
dem Überfall verändert. Neben anonymen Drohbriefen sind sie auch mit
Drohungen der Täter konfrontiert.
"Sie haben Angst, und sie haben Schränke vor die Fenster gestellt.
Und vergangene Woche hat einer dieser Skinheads, die damals die Familie
Ziga in der Nacht überfallen haben, wieder Drohungen losgelassen. Und
gestern hat er bei ihnen ins Fenster geschaut, und ist auch um das Haus
herumgegangen, als gerade Journalisten dort waren. Diese haben auch
gesehen, wie alle drei durchs Fenster geschaut haben", berichtet
Badi.
Badi setzt neben dem Gerichtsverfahren weiterhin auf Öffentlichkeit. Nur
so habe man auch das Berufungsverfahren durchsetzen können.
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