Kampagne gegen Rassismus an tschechischen Schulen
Auch in Tschechien hat das neue Schuljahr bekanntlich wieder begonnen, und
mit ihm auch die Fortsetzung einer von der Regierung finanzierten Kampagne
gegen Rassismus, deren Zielgruppe in erster Linie aus Schülern besteht.
Gerald Schubert war auf der Eröffnungspressekonferenz und hat folgende
Informationen eingeholt:
"Spolecna jizda", also etwa "Gemeinsame Fahrt" heißt
sie, die Kampagne, die vor allem junge Menschen für die Themen Rassismus
und Fremdenfeindlichkeit sensibilisieren will. Finanziert wird die
Initiative von der Tschechischen Regierung, und zwar mit 4 Millionen
Kronen, das sind etwa 125.000 Euro. Das Geld verwendet man etwa für
Bibliotheken, in die man vermehrt Bücher über nationale Minderheiten und
interkulturelles Verständnis bringen will. Im Mittelpunkt aber steht
zweifellos eine gemeinsame Reise durch tschechische Schulen, mit
Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und psychosozialen Spielen zum Thema
Rassismus. Jan Jarab, Regierungsbeauftragter für Menschenrechte:
"Diese gemeinsame Reise sieht so aus, dass man Teams zu je vier oder
fünf jungen Leuten hat. Von denen sind manche ethnische Tschechen, andere
sind Roma oder Afrikaner oder Asiaten. Und es sind auch Leute dabei, bei
denen es nicht so ganz einfach ist, sie in eine bestimmte Kategorie
einzuteilen. Etwa Tschechen, die schwarz sind, weil ein Elternteil
afrikanischen Ursprungs ist, oder Ausländer, die wiederum ganz tschechisch
aussehen und auch tschechisch sprechen. Das alles dient dazu, bei den
Schülern die Grenzen zwischen 'uns' und den 'Anderen' ein bisschen zu
relativieren. Also es ist das eine anti-stereotype Kampagne."
Rassistische Äußerungen oder auch rassistisch motivierte Gewalt gibt es
hierzulande in erster Linie gegen Roma. Oft sind es freilich soziale
Probleme, die sich - wie in anderen Teilen Europas auch - in einem simplen
xenophoben Reflex äußern. Doch gibt es auch Ursachen für
Fremdenfeindlichkeit, die man als typisch für Tschechien bezeichnen
könnte? Jan Jarab:
"Meiner Meinung nach gibt es viel, was wir mit anderen Ländern
Westeuropas gemeinsam haben, aber es gibt auch verschiedene Gründe, die
spezifisch tschechisch sind. Etwa das Syndrom des 'kleinen Tschechen' ist
bei uns sehr stark ausgeprägt. Das ist eine Form von Skeptizismus allen
neuen Dingen gegenüber, was in verschiedenen Situationen auch gut sein
kann. Aber wenn es zur Xenophobie gegenüber Minderheiten oder Ausländern
kommt, dann ist das ganz bestimmt keine positive Sache."
Das Projekt "Gemeinsame Fahrt" findet dieses Jahr bereits zum
vierten Mal statt. Laut Auskunft der beteiligten
Nicht-Regierungsorganisationen, die mit Jarab auf diesem Gebiet
zusammenarbeiten, war das Echo in den bisherigen Jahrgängen stets überaus
positiv. Und den Effekt dürfe man nicht unterschätzen: Denn über die
Schüler, so heißt es, könne man letztendlich auch die Eltern erreichen.
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