Printed 24.02.2021 19:16 12-01-2006 Silja Schultheis
Sterilisierungen von Roma-Frauen - in der kommunistischen Tschechoslowakei
ein gezieltes Instrument zur Geburtenkontrolle. Nicht immer jedoch wurden
sie mit dem Einverständnis der Patientin durchgeführt. Und auch nach der
Wende von 1989 wurden Roma hierzulande unfreiwillig sterilisiert. Einen
entsprechenden Verdacht hatte das Europäische Zentrum für die Rechte der
Roma im Herbst 2004 geäußert, jetzt hat der tschechische Ombudsmann eine
abschließende Stellungnahme dazu vorgelegt. Silja Schultheis berichtet.
Auch wenn seit 1990 nicht mehr von gezielter, systematischer Sterilisierung von Roma-Frauen die Rede sein kann, hätten die Ärzte doch vielfach ihre Informationspflicht vernachlässigt, so Motejl: "Nach 1990 ist die Moral in dieser Hinsicht gefallen, und die Vorschriften, die bei Sterilisierungen gelten, wurden nicht eingehalten oder sehr lax behandelt: es gab Fälle, wo kein ausdrückliches schriftliches Einverständnis der Patientin eingeholt und auch nicht über die Folgen der Sterilisierung informiert wurde." Rückgängig machen lassen sich die Folgen solchen Verhaltens naturgemäß nicht, wenigstens eine symbolische finanzielle Entschädigung sollte aber in Erwägung gezogen werden, heißt es in der Stellungnahme des Ombudsmanns. Weiter schlägt Motejl für die Zukunft eine gesetzlich verankerte Bedenkfrist vor, innerhalb derer Frauen eine vom Arzt aus medizinischen Gründen vorgeschlagene Sterilisierung abwägen können. Doch bevor von künftigen Fällen die Rede ist, steht zu erwarten, dass noch weitere Fälle aus der Vergangenheit ans Licht kommen. Denn noch hat Ombudsmann Motejl nicht alle Klagen überprüft, die ihm vorliegen. Copyright © Radio Praha, 1996 - 2003 |