Věra Bílá: Die Ella Fitzgerald aus Rokycany
Anfang Juni stand Prag ganz im Zeichen der Musik der Roma. Bereits zum 18.
Mal hatte das Festival Khamoro Roma-Musiker aus der ganzen Welt eingeladen.
Die wohl bekannteste Stimme der Roma in Tschechien war jedoch leider nicht
dabei: Věra Bílá. Sie hat sich bereits vor einigen Jahren von der Bühne
verabschiedet.
Ella Fitzgerald des Ostens – so nannten britische Zeitungen Věra Bílá.
Allein die Wucht ihrer Stimme zeigt, dass sie sich ohne Weiteres mit der
amerikanischen Jazzlegende messen kann. Der Osten schwingt in den Liedern
Věra Bílás durch das Unkonventionelle, ja sogar Wilde jedoch immer mit.
1954 wurde Věra Bílá als Věra Giňová im westböhmischen Rokycany
geboren. Die Giňas waren eine von vielen Roma-Familien, die nach dem Krieg
aus der Slowakei nach Böhmen gekommen sind. Die Armut, die alltäglichen
Leiden, aber auch der fatalistische Lebensoptimismus der Gemeinschaft der
Roma haben Bílás Werk beeinflusst.
Als Star würde sich Věra Bílá nicht bezeichnen. Sie mag es eigentlich
auch nicht, als Musikerin bezeichnet zu werden. Die Musik macht sie
einfach. Am Anfang ihrer Karriere war sie Teil der Roma-Band Kale. Im
Streit verließ sie die Gruppe aber und widmete sich der Musik im Kreis
ihrer Familie. International wurde Věra Bílá bekannt durch die
Zusammenarbeit mit der tschechischen Liedermacherin Zuzana Navarová. Věra
Bílá lässt sich von allen Seiten beeinflussen: Von der Musik der
spanischen Gitanos, über die Töne des Balkan bis zu ihrem ganz eigenen
Stil.
Bestimmend für die Musik Věra Bílás ist das eigene Leben. Wohnungs-
und Kinderlosigkeit, Armut, Schulden und vor allem das Glücksspiel sind
die wichtigsten Themen in ihren Liedern. Das Glücksspiel hat sie
schließlich auch um ihre Musikkarriere gebracht.
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